Aminas Geschichte

Ein sechzehnjähriges Mädchen – wir nennen sie hier Amina – wurde vom Sozialamt an Amica Educa verwiesen, da sie und ihre Familie Hilfe brauchten, die das Angebot des Sozialamt überstiegen. Die Familie musste mit vielfältigen Schwierigkeiten klarkommen, und Amina litt in vielen Bereichen ihres Lebens unter den Konsequenzen. Ihr Vater war ein Kriegsveteran, litt an posttraumatischen Störungen, seine Rente betrug gerade mal € 60.– im Monat. Die Mutter hatte Probleme mit der Wirbelsäule, und Amina musste oft auf die Schule verzichten, um sie zu ärztlichen Behandlungen zu be­gleiten und für sie die Medikamente zu besorgen. Aminas Familie lebte in der Wohnung ihres Onkels (der Bruder des Vaters), der im Ausland lebte und eine monatliche Miete verlangte. Da die Familie Schulden hatte, gab es Konflikte mit dem Onkel. Amina hatte nicht nur keine Winterschuhe, sie hatte auch keine Schulunterlagen, dabei war sie eine sehr gute Schülerin gewesen, bevor die Probleme überhand genommen hatten.

Die Sozialarbeiterin von Amica Educa beschloss, Amina zu helfen und organisierte eine Familien­kon­fe­renz, um zusammen mit der Familie, Aminas Lehrer, der Vertreterin des Sozialamt und einer Psychotherapeutin einen Familienplan auszuarbeiten. Das junge Mädchen hatte daraus viele Aufgaben zu erfüllen, aber sie war damit einverstanden. Eine Aufgabe bestand darin, die nötigen Un­ter­lagen für ein einjähriges Stipendium zu beschaffen, das eine Orga­ni­sation den Schulkindern von Kriegs­veteranen anbot. Um ein eigenes Einkommen zu generieren, ermöglichte das Jugendzentrum des Sozialamts Amina die Teilnahme mit Zertifikatsabschluss an einer Ausbildung als Kosmetikerin. In Zusammenarbeit mit anderen NGOs stellte Amica Educa die Arbeitsunterlagen zur Verfügung. Amina erhielt auch psycho­logische Betreu­ung bei Amica Educa, damit sie mit der Stresssituation zuhause besser umgehen konnte. Sie besuchte die Schule wieder regelmässig und ihre Noten verbesserten sich. Amica Educa kontaktierte den Onkel und erklärte ihm die Familiensituation. Dieser war darüber nicht ausreichend informiert gewesen und erklärte sich damit einverstanden, dass die Familie mietfrei wohnen konnte, was eine grosse Erleichterung darstellte.

Als die Sozialarbeiterin von Amica Educa nach einigen Monaten mit dem Vater Kontakt aufnahm, weinte er am Telefon und sagte, dass Amica Educa mit allem, was sie für die Familie getan hatten, das Mädchen und die ganze Familie gerettet hätten. Auch der Kontakt zu seinem Bruder hat sich verbessert. Eines Tages besuchte Amina Amica Educa und erzählte, dass sie sich in einer benachbarten NGO engagiert und dort Kinder unterstützt «wie ich eines war», wie sie selber sagte.