Musiktherapie

Musiktherapie_2012_1

Trommeln aktiviert den Körper.

Musiktherapie
Obwohl der Krieg in Bosnien-Herzegowina seit mehr als zwanzig Jahren beendet ist, konnten viele Menschen ihre Traumata nicht aufarbeiten. Ein häufig anzutreffender Mechanismus bei traumatisierten Menschen ist die Dissoziation. Das bedeutet, dass das Körpererleben abgespalten und nicht mehr wahrgenommen wird, weil das Geschehene so grauenvoll ist, dass es anders nicht ausgehalten werden kann. Diese Trennung von Körper und Wahrnehmung bleibt oft auch dann bestehen, wenn die traumatisierende Situation längst vorbei ist. Die Musiktherapie – insbesondere das Trommeln – ermöglicht einen neuen Zugang zum Spüren des Körpers.

Da der Körper rhythmisch orientiert ist (Herzschlag, Puls, Atemrhythmus und Schlaf-Wach-Rhythmus), wird beim Trommeln der ganze Körper aktiviert; die Muskeln, der Atem, der Herzschlag. Dadurch kann die Körperwahrnehmung allmählich zurückkehren – ein wichtiger Schritt in Richtung Heilung und Ganzheitlichkeit. Das Trommeln kann helfen, Spannungen loszulassen und den Geist zu beruhigen. Schliesslich fördert das Trommeln Spontanität, Ausgeglichenheit und Selbstsicherheit. Stress und Aggressionen können abgebaut werden.

Wenn der Zugriff auf die Sprache erschwert ist – was bei traumatisierten Menschen oft der Fall ist – bietet das Trommeln eine Möglichkeit der non-verbalen Kommunikation. Menschen, die nicht gerne schwierige Gefühle zeigen, öffnen sich beim Trommeln und finden Kontakt zu verdrängten Gefühlen wie Zorn und Angst. In der Improvisation und beim Zusammenspiel mit anderen werden ausserdem Verhaltensweisen sichtbar, z.B. wie jemand dem Chaos begegnet, ob er eine vorgegebene Struktur braucht oder wie er oder sie auf «Taktlosigkeit» reagiert. Diese Erkenntnisse sind eine gute Basis für Veränderungen.

Aus der Zusammenarbeit einer Psychotherapeutin und eines Musikers entstand im 2011 das Angebot der Musiktherapie im AMICA-Haus in Tuzla. Diese Musiktherapie-Seminare sind sehr effektiv und beliebt.

Lesen Sie dazu auch die AMICA-Aktualitäten Nr. 30.