Ausbildungen für Fachleute

Kreatives Ausdrucksmalen
Kreatives Ausdrucksmalen ist eine Möglichkeit, Dinge auszudDSC00817_kleinrücken, die nicht gesagt werden können. Die Ausbildung richtet sich in erster Linie an Fachleute wie Kindergärtnerinnen, Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen etc. Viele dieser Kursteilnehmer haben selbst traumatische Erlebnisse des Krieges hinter sich und kennen die Thematik aus erster Hand. In der Ausbildung erleben sie selber, welche Wirkung das kreative, non-verbale Schaffen haben kann. Nicht selten können sie bei den anschliessenden Gruppengesprächen über die eigenen Gefühle während des kreativen Arbeitens und über die entstandenen Werke zum ersten Mal über verdrängte, traumatische Geschehnisse sprechen. Die Kurse beschränken sich nicht nur auf die Malerei, sondern schliessen auch gestalterische Arbeiten mit Ton, Lehm, Gips, Papier etc. ein.
In den Fortsetzungskursen berichten die Teilnehmerinnen unter anderem auch über die bisher gemachten Erfahrungen mit der Anwendung des Kreativen Ausdrucksmalens in ihrem Berufsumfeld. Besonders bei verhaltensauffälligen Kindern sind oftmals schon nach kurzer Zeit positive Veränderungen zu erkennen. Jugendliche und Frauen können endlich über ihre Erlebnisse sprechen, teilweise entstehen gar Selbsthilfegruppen. Aus dieser prozessorientierten Arbeit kann sich auch der Schritt in eine Einzeltherapie ergeben.
Annegreth Zimmermann, die das Kreative Ausdrucksmalen in Tuzla gestartet und die ersten Kurse geleitet hat, reist auch heute noch ca. einmal im Jahr für eine Supervision zu Amica Educa nach Tuzla.
Die Erfahrungen in Bosnien-Herzegowina mit kreativem Arbeiten mit traumatisierten Frauen und Kindern sind durchwegs positiv. Beispiele und Interviews mit Seminarleiterinnen und Betroffenen finden Sie in den AMICA-Aktualitäten Nr. 2, 4, 5, 14 und 24. 

Gewaltfreie Kommunikation 
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Konzept, bei dem Menschen in der Kommunikation miteinander zu mehr Vertrauen und Einsicht finden können. Im Vordergrund steht nicht die Absicht, andere Menschen zu einem bestimmten Handeln zu bewegen, sondern miteinander in eine wertschätzende Verbindung zu treten und zu erkennen, dass hinter all unserem Denken, Fühlen und Handeln Bedürfnisse stehen. Dies ermöglicht letztendlich mehr Kooperation und gemeinsame Kreativität im Zusammenleben; durch ehrliches Aussprechen von Gefühlen und Bedürfnissen und durch einfühlsames Zuhören. Dabei geht es nicht darum, einen Konflikt zu lösen, sondern die durch den Konflikt blockierte Energie wieder in Fluss zu bringen. In Gegenden wie dem Balkan, wo verschiedene Konflikte den Alltag erschweren und die Verarbeitung von Geschehenem verhindern, hilft die GFK den Menschen, sich im Leben weiter zu entfalten und ist daher ein wertvolles Mittel zur Friedensförderung.
Basierend auf diesen Prinzipien bietet Amica Educa Studenten und Studentinnen der Sozialarbeit die Workshops «Kommunikation und Empathie» an. Im Zentrum dieser Workshops steht die «Sprache des Herzens in vier Schritten»: Beobachten – Fühlen – Bedürfnis erkennen – um eine Veränderung bitten.
Beispiele und Interviews mit Seminarleiterinnen und Betroffenen finden Sie in den AMICA-Aktualitäten Nr. 8, 16 und 41.

Umgang mit sexueller Ausbeutung in der Kindheit
In Bosnien-Herzegowina wird die sexuelle Ausbeutung in der Kindheit oft tabuisiert. Ausserdem verfügen Berufsleute meist über wenig Wissen und Fertigkeiten, um mit den Opfern zu arbeiten. Sexuelle Ausbeutung in der Kindheit ist ein Missbrauch von Macht und Vertrauen, ausgeübt von Eltern, weiteren Familienmitgliedern oder anderen Menschen, die den Kindern oder den Eltern als zuverlässig und vertrauenswürdig erscheinen. Die sexuellen Handlungen finden unter Druck und im Geheimen statt. Kinder beider Geschlechter und aller Altersgruppen, vom Baby bis zum jungen Erwachsenen, können betroffen sein. Die Täter erscheinen oft sympathisch und herzlich, führen teilweise ein normales (Ehe-) Leben und folgen dem akzeptierten Wertesystem. Sie sind schlau und gewinnen das Vertrauen der Opfer und ihrer Familien und können so ihre Verbrechen oft über Jahre verstecken. Die meisten Opfer fühlen Schuld und Scham und denken, sie seien verantwortlich für den Missbrauch. Sie leiden auch unter der Angst, dass ihnen niemand glaubt, wenn sie davon berichten. Dies passiert, weil ganze Gesellschaften den Missbrauch geheim halten und weil er ein tiefsitzendes Tabu ist. Die Opfer haben mit Symptomen wie Alpträume und Flashbacks zu kämpfen, wollen unsichtbar bleiben und fühlen sich oft schmutzig.
Die Seminare «Sexuelle Ausbeutung in der Kindheit» wenden sich an Menschen aller Berufe, die mit Missbrauch in Kontakt kommen können sowie an Mitarbeiter von NGOs und staatlichen Institutionen wie Schulen, Waisenhäusern, SOS-Kinderdörfern, Sozial- und Gesundheitszentren, Spitälern und der Polizei. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligen sich aktiv, nehmen an den Übungen teil und bringen Beispiele aus ihrer eigenen Praxis ein. Sie entwickeln eine Wahrnehmung von Missbrauch. Einige wenige erzählen auch eigene Missbrauchserfahrungen und können, wenn sie das Bedürfnis haben, weitere therapeutische Hilfe beanspruchen.
Die Seminare «Sexuelle Ausbeutung in der Kindheit» wurden im 2009 von An Cornelissen lanciert, das erste Seminar war ein Pilotprojekt. In den folgenden Jahren wurde der Inhalt stetig erweitert und verbessert.
Lesen Sie dazu auch die AMICA-Aktualitäten Nr. 29.

Universelle Friedenstänze
Seit Anbeginn der Zeit haben heilige Tänze, Lieder und GeschichteFriedenstänze 2n die Menschen zusammengebracht, um Feste und bestimmte Lebensabschnitte zu feiern, aber auch zur Einkehr und Meditation. Die Tänze des Universellen Friedens sind Teil dieser zeitlosen Tradition des heiligen Tanzes. Sie sind ein multikultureller Weg, um in uns und anderen das Herz zu berühren. Die unterschiedlichen Gesänge, die Musik und die Bewegungen aus vielen Kulturen bringen das Verbindende aller Religionen ins Bewusstsein und nähren so den Frieden in den Menschen und der Welt.
In den Seminaren und öffentlichen Friedenstanz-Abenden im AMICA-Haus werden Kreistänze und Mantras aus allen Weltreligionen gesungen und getanzt. Bei Gruppen, in denen sich die Teilnehmer sehr fremd sind, werden Kreistänze ohne Körperkontakt ausgewählt. Diese Methode war vor allem unmittelbar nach dem Krieg wirkungsvoll. Besonders beliebt sind die traditionellen Lieder aus dem Balkan, die serbischen, kroatischen und bosnischen, zum Beispiel aus der Sufi-Tradition. Der gemeinsame Rhythmus und das miteinander Singen vermitteln eine wohltuende Stimmung und lassen grossen inneren Frieden und ein Gefühl des Eingebundenseins in eine alles umfassende Einheit aufkommen.
Initiiert wurden die Universellen Friedenstänze bei AMICA von Gita Onnen, heute werden sie  von Rafia Sieglin begleitet. Seit 2007 werden, in Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen Institut des Kantons Tuzla, auch Seminare speziell für Grundschullehrer für den Religionsunterricht angeboten. Lesen Sie dazu auch die AMICA-Aktualitäten Nr. und 17. 

Familien-Dynamik
Eine wesentliche Methode zum Verständnis der Dynamik in Familiensystemen, in Organisationen oder auch einer einzelnen Person ist die Aufstellungsarbeit. Mit einer Seminarteilnehmerin, die an der Lösung eines persönlichen oder beruflichen Problems interessiert ist, erarbeitet der Leiter oder die Leiterin eine Fragestellung, die dazu gehörigen Personen werden benannt. Die Protagonistin wählt unter den Anwesenden Stellvertreter für diese Personen und für sich selbst aus. Sie werden von ihr im Raum angeordnet, wie es ihrer Wahrnehmung des Problems im Moment entspricht. Die Leiterin erfragt die körperliche Befindlichkeit und die Gefühle der Stellvertreterinnen. Die Personen in der Aufstellung verändern ihre Position so, dass es ihnen an ihrem Platz gut geht. Eventuell gibt die Leiterin Hilfen zum Finden eines guten Platzes. Später kann die Protagonistin auch selbst ihren Platz in der Aufstellung einnehmen. Über die wahrgenommenen Konstellationen und die verbalen Äusserungen der Stellvertreter kann die Protagonistin unbewusste Verhaltensmuster erkennen und eventuell verändern.
Die Familientherapeutin Erika Uhl aus München begann 1997 im AMICA-Haus in Tuzla Familien-Dynamik-Seminare durchzuführen. Anfangs 2018 ging sie in Ruhestand. Heute werden die Seminare von den AMICA-Mitarbeiterinnen geleitet. Beispiele und Interviews mit Seminarleiterinnen und Betroffenen finden Sie in den AMICA-Aktualitäten Nr. 7, 23 und 37.